Brecht, Opernstimme und Blechblasensemble für eine gute Zukunft 15. Januar 202515. Januar 2025 Zu einem politischen Frühschoppen mit Musik hatten die GRÜNEN nach Dreisbach eingeladen. Knapp 50 Westerwälder füllten die Gaststätte „Zum grünen Drachen“, um den kulturellen Sonntagmorgen mit einem Mix aus Livemusik und Talkshow zu erleben. Günter Weigel, Fraktionssprecher der GRÜNEN im Westerburger Verbandsgemeinderat, stellte mit Opernsänger Stefan Sevenich und den Westerburger Turmbläsern um Gastgeberin Ine Schmale die musikalischen Hauptdarsteller vor und begrüßte für die Talkrunden Carl-Bernhard von Heusinger, den parlamentarischen Geschäftsführer der GRÜNEN im Landtag, sowie Bundestagsdirektkandidat Julian Joswig. Für den musikalischen Teil hatte Opernsänger Stefan Sevenich Musik von Hanns Eisler zu Texten von Bertolt Brecht und Kurt Tucholsky zusammengestellt und für Blechbläser und Stimme neu arrangiert. Das Konzept funktionierte famos. Sevenichs gewaltige Stimme harmonierte bestens mit den raffinierten Arrangements der Bläser. Der Klang führte eine wenig zurück in die Zeit, als die Texte vor rund 90 Jahren entstanden, schlug aber eben auch eine Brücke zum traditionellen Wäller Frühschoppen mit Blasmusik. Dass die Texte nicht an ihrer Aktualität eingebüßt haben, verdeutlichten die Diskussionsrunden, die im Wechsel mit der Musik stattfanden. Ine Schmale wechselte vom Waldhorn zum Mikrofon und diskutierte mit den beiden politischen Gästen über die Gefahren des Nationalismus und die Auswirkungen des Klimawandels. Auch der Umgang mit Rechtsaußen-Wählern und den Schwierigkeiten der Kommunikation untereinander, wenn sich jeder in seine eigene (oft erdachte oder erwünschte) Welt zurückzieht und die Wirklichkeit nicht mehr als solche zur Kenntnis nimmt. Angst vor Gewalt brachte Menschen im Nationalsozialismus dazu, sich nicht aufzulehnen, wie in dem Lied „Ballade von der Billigung der Welt“ beschrieben wird. Heute werden Ängste um das Eigentum, die Arbeit und den Wohlstand geschürt, um Wähler zum Kreuz für extremistische Parteien zu bewegen. Da kommt auch die Migration gerne als vermeintlicher Übeltäter ins Ziel, wie zu Brecht und Tucholskys Zeit das Judentum. Dabei fällt es den meisten Flüchtlingen nicht leicht, ihre Heimat zu verlassen, wie es auch den Künstlern unter dem Nazi-Regime nicht leicht fiel, ins Exil zu gehen. Tucholsky wählte 1935 in Deutschland den Freitod. Das Publikum folgte der Aufforderung mitzudiskutieren und brachte Aspekte zum Umgang mit Freunden, die sich plötzlich politisch nach rechts außen bewegen, und der Zerrissenheit von Migranten zwischen Integration und der eigenen Kultur ein. Mit dem Schlager „Irgendwo auf der Welt ist ein kleines bisschen Glück“ endete die Musik und auch die Diskussion mit der Hoffnung, auch in der Zukunft zufrieden und frei leben zu können. Zum Abschluss gab es reichlich Applaus für alle Beteiligten und Standing Ovations für die Künstler. Stefan Sevenich brachte den Saal mit Brechts a kapella vorgetragener „Seeräuberballade“ zum Mitsingen, bevor die Diskussionen auf individueller Ebene fortgeführt wurden. Die Veranstaltung wurde vom Ortsverband Westerburg/Wallmenrod der GRÜNEN organisiert und durchgeführt. V.l.n.r: Carl-Bernhard von Heusinger, Ine Schmale und Julian Joswig Stefan Sevenich